Vermittlungen

Vermittlungen

Meine „Tierschutzkarriere“ begann 2008 als Pflegestelle für ängstliche Hunde aus Rumänien. Derzeit führte ich als professionelle Hundetrainerin auch eine Hundeschule. Mir fiel schnell auf, dass niemand die Beratung vor der Anschaffung in Anspruch nahm, sondern die Menschen erst kommen, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist. Ganz oft lag es daran, dass alle einfach einen Hund haben, der gar nicht zu ihnen passt.

Um Schadensbegrenzung zu betreiben, sorgte ich also selbst mit dafür, dass einige Leute den passenden Hund bekamen. Damals war das noch etwas leichter als heute. Es gab viele vernünftige Menschen, die wirklich den Text gelesen und verstanden haben, so dass nach dem ersten Telefonat eigentlich auch klar war, ob sie für den richtigen Hund anriefen und es nur noch auf die Chemie ankommt.

Meine Regel war, den Hund erst einmal kennen zu lernen und eine Nacht darüber zu schlafen. So hat sich das bewährt und nur so bekam jeder Hund sein Traumzuhause. Dafür brauchte nie jemand eine Hundeschule. Für den Feinschliff stand ich beratend zur Seite und alles war immer perfekt. Viele dankbare Menschen und glückliche Hunde vom ersten Tag des gemeinsamen neuen Lebens an.

Die meisten von ihnen bekamen sogar gesellschaftlich tolle Aufgaben wie Therapiehund, Mantrailer, Rettungshund, Schnüffelhunde, Schulhund oder einfach nur Bürohunde und so weiter. Jeder davon war das fehlende Puzzleteil im Leben. Das bedarf auch keiner Eingewöhnungszeit mit Urlaub oder ankommen lassen. Es war so, als wäre das neue Familienmitglied schon immer da.


Als ich 2012 dann das erste Mal selbst nach Rumänien fuhr, überschlugen sich die Ereignisse derart, dass ich 3 Monate später ausgewandert bin. Ich wohnte im Tierheim mit damals 600 überwiegend frei herumlaufenden Hunden.


Meine ohnehin schon übermäßig ausgeprägte Beobachtungsgabe verschärfte sich noch mehr und kombiniert mit dem zuvor angesammelten Wissen über Hunde und ihre Menschen habe ich Hunde von dort aus nach Deutschland gesendet. Ich konnte sie ohne menschlichen Einfluß frei lebend sehr genau beschreiben.


Keine dieser direkten Vermittlungen war so toll wie die vielen zuvor. Sie haben zwar alle durchaus die Hunde behalten und kamen damit klar, aber es waren leider nicht mehr diese brillianten Geschichten wie zuvor. Deshalb hörte ich ziemlich schnell wieder damit auf und übergab die Hunde anderen Vereinen und Tierheimen zur Vermittlung.


Jeder davon hat natürlich seine eigenen Regeln Mir ist wichtiger, die Hunde selbst vor Ort auszusuchen, denn seit der Boom mit den Tötungsstationen begann, bekam ich hautnah mit, dass immer mehr Menschen nach Rumänien kommen, um unüberlegt Hunde vor der Tötung zu retten, die sie nicht einmal einschätzen können. Übrigens auch ich nicht, denn was soll ich von einem Hund aussagen, der in einem kleinen Zwinger sitzt und den ich nur von außen fotografieren darf?


Von allen Seiten wurde ich gesteinigt, wenn ich die Ausfuhr mancher Hunde verhinderte. Mir egal. Zu dem Zeitpunkt hatte ich mich selbst schon längst weiterentwickelt, denn über 1 Jahr lang war ich im Jahre 2013 die einzige Person, die überhaupt solch eine Tötungsstation betreten durfte und auch ich begang ganz kurz diesen schlimmen Fehler, die von der EU finanzierte rumänische Korruption zu unterstützen.

Immerhin hatte ich das Glück, die Hunde anschließend erst einmal auf 90 ha Land in Rumänien aufzufangen, um sie mit ordentlichen Beschreibungen nach Deutschland senden zu können. Viele von ihnen waren so hochgradig traumatisiert, dass sie nie fahren konnten, denn es gibt nicht genug professionelle Pflegestellen für solche Hunde.

Und dann gibt es natürlich auch die Fraktion, die zu aggressiv ist, um sie einer „normalen“ Familie zuzumuten. Die Anforderungen an einen Hund in der deutschen Gesellschaft sind hoch. Ich hatte eine größere Masse an Hunden zur Auswahl als Plätze in Deutschland.  Warum sollte ich also die "schwierigen" Felle zuerst senden?

Durchschnittlich beherbergte 2012 jedes rumänische Tierheim 400 Hunde. Ich habe nie verstanden, warum manche Retter viele freundliche Hunde von sich wegschubsen, um ein verängstigtes Ding aus der Ecke zu ziehen, womit hinterher niemand klar kommt. Inzwischen, ein Jahrzehnt später, sind es oft 1000 Hunde aufwärts in rumänischen Tierheimen!

Ich habe einst persönlich solche Hunde aus deutschen Kellern befreit und will lieber nicht wissen wie hoch die Dunkelziffer bei Direktverkäufen wirklich ist. Zunehmend kam auch diese aus meiner Sicht idiotische Einstellung, Du mußt den Hund erst einmal ankommen lassen, ihm Zeit geben, blabla. Hey Leute, wenn es nicht passt, dann passt das nicht! Da hilft weder eine Hundeschule noch Geduld.

In solch einem Fall ist keinem Hund damit geholfen, ihn zu behalten und auf bessere Zeiten zu hoffen. Jüngst las ich sogar, Du sollst den Hund in Ruhe lassen, wenn er dich beißen will. Hallo? Da kriegt man einen Hund ins Haus geliefert und soll ihm aus dem Weg gehen? Irgendein Bärchen liegt also auf der Couch und die Familie zieht um in die Einliegerwohnung bis der Hund sich an alles gewöhnt hat???

All die Jahre habe ich hilflos zugesehen und glaubte ganz fest an die Vernunft der Menschheit. Dass alle irgendwann einmal kapierten, was Ihr eigentlich anrichtet zu Lasten der Tiere. Aber inzwischen geht diese Hoffnung verloren. Es wird immer schlimmer auf beiden Seiten. Sowohl diejenigen, die die Hunde im Ausland aussuchen und blindlings jeden retten als auch diejenigen, die es bequem finden, sich einen Hund liefern zu lassen.


Das ist übrigens ein sehr lukratives Geschäft. Die vom Staat finanzierten Hundefänger bringen ihn in Tötungsstation, wo sie ohne Kosten für den Vermittler auch gefüttert werden und man bekommt ihn entgeldfrei reisefertig in den Transporter gesetzt.

Am besten einen Welpen. Der ist immer süß und sein Charakter oder die Herkunft ist scheißegal, denn den kann man ja noch erziehen... Im Ausland leiden immer mehr Hunde unter falsch verstandener Tierliebe! Böses möchte ich nicht unterstellen.  In Rumänien gibt es weder Bobtails noch Pudel!

Zurück zur perfekten Vermittlung. Also, nachdem die Interessenten ihren neuen Liebling kennen gelernt und eine Nacht geschlafen haben, rufen sie am nächsten Morgen an und wir vereinbaren die sogenannte „Vorkontrolle“: Die bedeutet bei mir, dass ich persönlich mit dem Hund (!) das neue Zuhause besuche.


1. damit der Hund selbst schon einmal dort war und es positiv verknüpfen konnte und 2. damit alle beteiligten Personen, ggf. auch der Nachbarhund, die Katze sonstwas auch schon im Kontakt mit dem Auserwählten waren und 3. um zu sehen wo wird das Hundle schlafen, welche Treppen muß er laufen wie sieht die Umgebung aus und ggf. die Umzäunung.


Wenn alles passt, kann der Hund abgeholt werden sobald es für alle passt. Dafür brauchen sie auch keinen Urlaub oder gar den armen Hund wie ein Paket mit Sicherheitsgeschirr und 2 Leinen zu verschnüren, denn es ist viel besser für alle, wenn der Hund sich gleich ohne viel Geschiß in den Alltag integrieren muß. Tja, und dann sind alle immer baff, wozu sie sich überhaupt vorab derart viele völlig unnötihge Gedanken gemacht haben, die in den medien kommuniziert werden, denn auf diese Art klappt es gut und total streßfrei für alle. Sie wissen ja schon genauestens, was sie bekommen und vor allem, dass alles passt.


Deswegen verkaufen keine Hunde im Internet, auch wenn das Geld verführerisch ist. Wir sind also dringend auf intelligente Unterstützer angewiesen, die das Einfangen und die Versorgung der Hunde finanzieren. Die Tierheime müssen die Transportgebühr direkt an ein spezialisiertes Unternehmen bezahlen und mehr geht natürlich nicht, so dass wir unsere Kosten dadurch nicht decken können.


In diesem Sinne sind wir ganz besonders dringend auf Eure Spenden angewiesen.

Außerdem suchen wir seriöse Vereine und Tierheime, die uns hin und wieder einen Hund abhnehmen.

Bitte weitersagen: Dankeschön


PS: Ich kenne alle Argumente und Gegenargumente sehr genau und es liegt mir fern irgendjemanden zu bekehren. Ich weiß, dass es den wenigsten Menschen passt, was hier steht, aber dazu stehe ich mit meinem Namen. Für meine Hunde gilt nicht das Motto "besser als..., sondern nur das Beste!" Nichts für Ungut, in Liebe Sophie Bauer


*****
“Wenn du dich in einen Hund verliebst, betrittst du in vielerlei Hinsicht eine neue Umlaufbahn,
ein Universum, in dem es nicht nur neue Farben gibt,
sondern auch neue Rituale, neue Regeln und eine neue Art der Verbundenheit gibt.”
*Caroline Knapp*
*****
Share by: